Der erste Schluck aus dem riesigen Weinanbaugebiet
Nun bin ich fast am Mittelmeer im größten zusammenhängenden Weinbaugebiet der Welt (angeblich). Für eine Woche habe ich mich hier einquartiert und kann endlich einmal einen Schluck riskieren. Wie immer schmecken die lokalen Getränke vor Ort köstlich.
Der Canal de Midi verbindet den Atlantik mit dem Mittelmeer.
Idee und Planung stammen von einem Landadeligen aus Béziers, Pierre-Paul Riquet, der den Finanzminister des Königs für den Bau begeistern konnte. 1681 wird die Wasserstrasse eröffnet.
Cathédrale St.Nazaire in Béziers
Viele Hausboote und Ausflugsboote schippern durch die Landschaft. Eine Herausforderung für alle Freizeitkapitäne dabei ist die neunstufige Schleuse bei Béziers (Écluses de Fonseranes, 1676 gebaut).
Écluses de FonseranesHausboot am Canal de MidiTypische Brücke über den Canal de Midi
Auch im Süden trifft man immer wieder auf diese schönen, romantischen, verwunschen Bauwerke, sehr liebevoll und stilecht renoviert.
Das Mittelmeer, Ziel aller Urlaubssuchenden.
Die Sandstrände sind riesig und sehr weitläufig. Die Gegend hier im Südwesten ist eine der Haupturlaubsregionen für die Franzosen und während der Ferien wahrscheinlich unerträglich.
Strand bei Agde, der Mistral bläst
Der für diese Gegend typische Wind putzt den Himmel so blank, dass keine Wolken entstehen können. Deswegen hat es hier auch die meisten Sonnentage Frankreichs, sagt man.
Diese Art von Geschäften kennt man ja auch von anderen Regionen
Jetzt bekommt man nur eine Ahnung davon was hier in der Hochsaison los ist… Jesolo und Brindisi etc. lassen grüßen.
Agde, Blick durch den Bogen des Rathauses auf typische Fassade
Eine ca. 20 km lange Sanddüne mit herrlichen Stränden – eine Straße, die Bahn und ein wunderbarer Radweg verbinden die beiden Orte Agde und Séte – trennt den Étang de Thau, eine Lagune, vom Meer. Agde ein verschlafenes Örtchen auf der südlichen Seite …
Innenhof in Agde, Moliére hat sich in dieser Region gerne aufgehalten
Séte hingegen ein quirliger Ort mit schönem Fischereihafen, aber riesigen Ferienanlagen rundherum, daher in der Haupturlaubszeit vielleicht nicht zu empfehlen.
Laut Reiseführer steht diese Stadt im Schatten von Carcasonne, der märchenhaften Ritterburg, die täglich von Touristenschwärmen überfallen wird. Mir hat Narbonne aber genau deswegen sehr gut gefallen, weil hier echtes normales Leben ohne Touris stattfindet.
Säule aus der Römerzeit an einer Strassenecke in Narbonne
Narbonne ist übrigens eine sehr wichtige römische Hafenstadt gewesen, sie lag einmal am Meer. Über die Jahrhunderte versandete der Hafen und ihre Bedeutung ging verloren. Spuren aus dieser Zeit entdeckt man an allen Ecken.
Ich wiederhole mich gerne in der Bildsprache, aber die Motive sind zu schön
Kanäle durchziehen auch hier die Stadt und verleihen den so besonderen Charme, dem man hier fast überall erliegt.
Die Kathedralen sind wie Festungen gebaut. Die Kirche demonstrierte Macht und Gewalt …
Festung und Kathedrale von Narbonne
Monoprix und die Galeries Lafayette sind fast immer in traditionsreichen Gebäuden zu finden. Einkaufen ist wohl in der gesamten westlichen Welt eine probates Mittel gegen Langeweile (das ist böse … ich schlendere auch gerne durch Geschäfte).
… bevor ich mich Richtung Arles aufmache und wieder eine bisschen mehr Kultur konsumieren werde. Die letzten Tage waren sehr entspannend und das hat nichts mit dem Weinkonsum zu tun – ehrlich – das wunderbare Wetter, die Nähe zum Meer etc etc etc
Alte Weinstöcke aus dem Longuedoc
Erstaunlich viele uralte, knorrige Weinstöcke gibt es hier, aber offenbar aus gutem Grund … und junge sowieso.
Blick in die Landschaft des Longuedoc
Ein bisschen erinnert die Natur an die Toskana, hier dominiert allerdings der Wein eindeutig.
Pinien im Windkanal
Dass der Mistral häufig kräftig bläst, können diese Pinien nicht leugnen. Tapfer halten sie dagegen.
Endlich ein Markt: Zu den nachfolgenden Bildern ist nichts zu sagen,
da wird gefeilscht, die Produkte sehr kritisch geprüft etc etc.
Nebenbei eine Bemerkung für den kulturinteressierten Leser:
In Pézenas hat sich Moliére als Schauspieler sehr gerne aufgehalten. Auf den zahlreichen Plätzen und Plätzchen lassen sich die Menschen ganz wunderbar beobachten.
Auberginen in neuem OutfitNatürlich Meeresfrüchte
Unmengen an grünem Spargel werden angeboten
Eine Gemüsepfanne zum Reinlegen
Ein Paradies für Austernliebhaber
Angeblich kommt alles aus der Region und nicht aus Spanien
In diesem Theater wird noch gespielt, eine grandiose Kulisse. Ebenso findet im sehr gut erhaltenen Kolosseum regelmäßig der Stierkampf à la Provence statt. Hier stehen aber meist Ochsen in der Arena und sie werden nicht getötet sondern sind die Helden.
Kolosseum in Arles
Die Gassen in Arles sind so eng wie die in Venedig – allerdings noch ohne Touristen – und überall sehr schöne kleine Geschäfte und Restaurants. Die tägliche Qual der Wahl wo Kaffee trinken, wo essen, wo Eis schlecken etc etc
Ein Restaurant neben dem nächsten
Die Stadträte von Arles werden übrigens beim Betreten Ihres Rathauses von einer Venus begrüßt … das nenne ich Motivation.
Entrée Hotel de ville in Arles
Alles in allem ist das eine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss. Die Museen dürfen dabei nicht übergangen werden, allen voran La fondation Vincent van Gogh, hier der Brunnen im Vorhof:
Die Römer sind hier so präsent, das war mir gar nicht bewusst.
Zur Zeit Kaiser Augustus 27 v. Chr. wurde Nimes bereits zur Stadt erhoben. Sie war die bedeutendste römische Stadt im Westen. Vorbildlich werden die Bauwerke erhalten und gepflegt.
Auch die Arena wirkt in Nimes viel größer als die in Arles, obwohl sie etwas kleiner ist. Das macht der weitläufige Platz davor. Natürlich finden hier wieder Stierkämpfe statt, auch blutige …
Arena in Nîmes
Etwas skurril das Krokodil im Stadtwappen und an vielen Stellen der Stadt zu finden. Das Krokodil war das Motiv auf einer römischen Münze v. Chr.
Wappentier von Nîmes, hier auf einem Brunnen
Eine auffallend saubere und aufgeräumte Stadt, schön zum Schlendern, Straßencafesitzen und Leuteschauen.
Sehr eindrucksvoll die Ausmaße dieses römischen Bauwerks.
Drei Airbus 380 würden auf die oberste Galerie hintereinander geparkt passen. Das Kolosseum von Rom, die Freiheitsstatue etc verschwinden im Schatten. Das Aquädukt wurde für die Wasserversorgung von Nîmes gebaut und war insgesamt 50 km lang.
Größter Rundbogen am Pont du Gard
Hierbei handelt es sich um den größten bekannten Rundbogen aus römischer Zeit. Eine Mutprobe für die Jugendlichen, der Sprung von den Uferfelsen in den Fluss. Viele Schulklassen sind allgemein zu sehen, Kultur wird den Kindern in Frankreich sehr anschaulich serviert.
Pont du Gard vom linken Flussufer aus gesehen
Im dazugehörigen Museum ist ein gut gemachter Film (natürlich aus der Vogelperspektive, Drohnenaufnahmen) zu sehen und die Entstehung sowie Historisches multimedial sehr ansprechend aufbereitet.