Oxford – Hotspot in Bildungssachen

Kreuzgang mit grünen Hortensien
Kreuzgang Magdalen’s College

Eine Hochburg der Wissenschaft ist Oxford mit Sicherheit. Man stelle sich vor wie hier gescheite Leute Ihre Köpfe zusammenstecken und sich Neues, Spektakuläres oder Groteskes ausdenken und damit die Welt beglücken … vielleicht nicht immer.

Entsprechend habe ich mir das Stadtbild vorgestellt. Kultivierte vielleicht etwas zerstreute Professoren sitzen in den Cafés oder eilen mit wehenden Sakkos durch die Gassen Oxfords. Ebenso wohlerzogene brave Studenten, die nichts anderes als ihre geistige Disziplin im Kopf haben und zum Ausgleich vielleicht zum Rudern gehen oder Cricket in der College-Mannschaft spielen.

Weit gefehlt, hier ist Party angesagt, bis spät in die Nacht wird gefeiert, gegrölt, jede Menge Alkohol getrunken …
… blickt man allerdings hinter die Mauern der Colleges, ergibt sich ein total anderes Bild. Sehr gepflegte parkähnliche Innenhöfe, Kirchen, Kreuzgänge, Unterkünfte, Seminarhäuser und Mittelpunkt eines jeden Colleges ist die Hall (Speisesaal). Dank Harry Potter haben wir alle die Bilder im Kopf.

Zur Universität Oxford gehören 38 Colleges. Das älteste ist das Balliol, ca. 1263 gegründet und bis heute eines der Bedeutendsten. Die Namen der prominenten Absolventen liest sich wie ein „Who is Who“ aus allen Disziplinen.  Die Universität ist nur für die administrativen Belange zuständig, das soziale Leben und geistige Arbeiten findet in den Colleges statt, wo Professoren mit Studenten unter einem Dach wohnen und leben. Das erinnert sehr an eine Klostergemeinschaft auch wegen der starken Präsenz der Kirche in den Colleges. Bildung war vor Jahrhunderten auch ausschließlich der Geistlichkeit vorbehalten.

Eine Küste, ein Hafen, ein Dolmen

Steilküste bei Porthgain

Am letzten Urlaubstag hat Wales und seine beeindruckende Küstenlandschaft nochmals alles gegeben. Die Sonne ließ das Meer in einem unbeschreiblichen  Blau erscheinen. Der Wind fegte uns fast über Klippen und die Warnung den Coast Path nicht in den stürmischen Herbst- oder Frühjahrsmonaten zu bewandern ist wirklich kein Scherz.

Porthgain ist ein kleiner Ort mit ein paar Cottages und zwei guten Inns, einer alten Lagerhalle und einem kleinen Hafen mit überdimensionalen Hafenmauern, die Zeugen einer Zeit,  Anfang der 1900er Jahre, sind in der eine Schwerindustrie ihre Blütezeit hatte. Schiefer und Granit wurden hier im großen Stil abgebaut und direkt verschifft. Die Ruinen der Industrieanlagen sind noch deutlich zu erkennen.

Und noch ein Dolmen zum Schluss. Die prähistorischen Bauwerke sind in Wales weit verbreitet. Man findet sie nur schwer, denn sie liegen meist abgelegen und Hinweisschilder fehlen oft. Diese Jahrtausende alte Grabkammer war aber leicht zu entdecken. Unvorstellbar wie diese Brocken von Menschen bewegt  werden konnten.

 

Was machen die Schafe hier

Pfeil in rotem Kreis
National Wool Museum

Keine Wanderung, kein Spaziergang ohne mindestens ein Zusammentreffen mit einzelnen Schafen oder ganzen Schafherden. 11,1 Millionen Schafe treffen auf ca. 3 Millionen Einwohner in Wales. Das ergibt eine ganze Menge an Schafwolle, die seit dem 17. Jahrhundert in Familienbetrieben verarbeitet wird.

Damit der Faden beim Weben nicht reißt, was den gesamten Prozess ausbremst und damit Zeit und Geld kostet, ist die sorgfältige Bearbeitung der Wolle durch sogenannte Kardiermaschinen, die eine Länge von 20 m haben, notwendig.

In den Anfängen wurden die Webstühle durch Wasserkraft angetrieben, daher spricht man von Wool Mill. Diese regenerative Energiequelle wurde im 19. Jahrhundert durch elektrische Turbinen ersetzt.

Elektrische Turbine
Typischer Antrieb

Diese Arbeitsvorgänge sind im National Wool Museum in Dre-fach Felindre sehr anschaulich dargestellt. Den dort noch produzierenden Webern dürfen wir auch über die Schulter schauen.

Das Aufspannen der Kette auf den Webstuhl, um die schönen und verschiedenen Muster zu weben, ist der schwierigste Arbeitsgang.

Ein sehr schönes Handwerk, das an einigen Orten Wales noch gepflegt wird. Viel zu wenig, für meinen Geschmack, die Produkte sind sehr schön und wertvoll.

Weberei in Drei-fach Felindre

 

Pembroke Castle

Burgtor mit mehreren Türmen
Hauptor der äußeren Burgmauer

Eine gewaltige Burganlage ist in Pembroke zu besichtigen und sehr bedeutend ist sie noch dazu. Innerhalb dieser Mauern wurde der erste Tudorkönig, Henry VII, geboren. Über 300 Jahre haben die Earls of Pembroke hier logiert und über die Grenzen hinaus Politik gemacht.

Bereits 1093 wurde die Festung errichtet. Die meisten Gebäude stammen aber aus dem 13. Jahrhundert. 100 Stufen führen auf den Hauptturm, er ist nach französischem Vorbild rund gestaltet. Wir steigen natürlich die sehr schmale Wendeltreppe hinauf, Gegenverkehr ist höchst unangenehm, und werden mit einem fantastischen Ausblick belohnt.

Die riesigen Ausmaße, die wuchtigen Mauern und hohen Türme dieser kolossalen Festung überragen das kleine Städtchen Pembroke.

Burganlage
Blick auf die Burg von Pembroke aus

Es verwundert auch nicht, dass diese Festung nur einmal während des Englischen Bürgerkriegs im Jahr 1648 nach wochenlanger Belagerung eingenommen werden konnte.

Roter Drache auf weiß-grüner Fahne
Fahne von Wales

Wanderungen der besonderen Art

Wanderpfad an Bachlauf
Wanderpfad nach Nevern

Es ist ein besonderes Erlebnis durch die walisischen Wälder und Weiden zu wandern, denn diese sind für uns Städter unberührte Natur, fast Wildnis. Man hört nur den Wind, den Bach oder Tiere, keinerlei Zivilisation scheint weit und breit zu sein. Selbst anderen Wanderern begegnet man selten. Es ist fast etwas unheimlich, da wir nicht sicher sind auf dem richtigen Pfad zu marschieren. Ein schneller Blick auf GoogleMaps, Ok die Richtung stimmt, sofort stecke ich das peinliche Smartphone wieder weg, mein Orientierungssinn ist noch nicht verkümmert!

Die Wege sind ausgezeichnet markiert, man muss nur etwas aufmerksam nach den kleinen gelben Pfeilen Ausschau halten. Sogar reichlich Hilfen, um zB Steinmauern, Bäche oder Weidenzäune zu überwinden, sind vorhanden, also alles kein Problem.

Unser Ziel ist ein kleiner verwunschener Ort, Nevern, mit einer Burgruine und einem merkwürdigen Friedhof: wir durchschreiten eine 600 Jahre alte düstere Eibenallee. Eine der Eiben ist eine sogenannte Bluteibe, ihr Harz ist rot, sieht wirklich gruselig aus.

Auf dem Friedhof finden wir neben den schiefen alten Grabsteinen einen rätselhaften Kalender und ein über tausend Jahre altes Keltenkreuz, das Bedeutendste auf der Insel.

Und überall sonst wunderschöne alte Eichen …

Eiche
Walisische Eiche

Ein Hafen ohne Wasser

Aberaeron Hafenbecken bei Ebbe

Das ist für uns mittlerweile ein gewohnter Anblick. Die Gezeiten sind an der walisischen Küste stark ausgeprägt und ohne Tide-Kalender geht gar nichts. Für Fischer, Freizeitsegler, Kajakfahrer, selbst Ruderer sind an der Küste unterwegs, und uns Wanderer ist es wichtig zu wissen, wann die Höchst- bzw. Tiefwasserstände sind, um an den Sandstrand zu waten oder aus dem Hafenbecken zu schippern.

Bunte georgianische Häuserfront

Das Städtchen Aberaeron, einst wichtiger Hafen mit bedeutenden Werften, hat sich herausgeputzt. Die bunten Häuserzeilen sind auffallend und sehr schön anzusehen. Kleine Cafès, gute Restaurants und nette Geschäfte sorgen für einen besonderen Flair.

Ein paar Meilen weiter im Landesinneren befindet sich ein georgianisches Landgut, Llanerchaeron, das einen Einblick in das Leben der Oberschicht vor ca. 200 Jahren gewährt. Alles ist im Original erhalten und liebevoll instand gesetzt.

Die Villa wurde 1790 von John Nash entworfen, der später als Architekt für den Prinzregenten und späteren König Georg IV viele Spuren in London hinterlassen hat.

Vom luxuriösen Speisezimmer sind die Küche, der Weinkeller, die eigenen Wäscherei, Bäckerei bis hin zu den Stallungen, sogar eine eigene Sattlerei im Original zu sehen. Der wunderbarer Garten muss selbstverständlich auch besichtigt werden. Das Landgut war früher und ist bis heute ein Selbstversorger.

Da schlägt das Golferherz höher

Grün mit sensationeller Aussicht

Wie im gesamten Vereinigten Königreich ist auch in Wales Golf ein Volkssport und wartet mit einer großen Anzahl an Golfplätzen, eingebettet zwischen grünen Hügeln, Tälern oder an der atemberaubenden Küste, auf.

Selbst Möwen verweilen auf solchen Grüns. Hier scheint nicht das Ziel zu sein den Ball auf das Grün zu schlagen um einzulochen sondern um vom Grün aus die Aussicht zu genießen.

 

Eine eigene Sprache, kein Dialekt – Welsh

Wegweiser in Wales
Typischer Ortsname in Wales

Diese Sprache, Kymrisch, ist tatsächlich kein Dialekt (Wales = Cymru). Sie wird in der Schule unterrichtet, als Zweitsprache gilt English. Daher ist die Verständigung für uns Besucher Gott sei Dank ohne Probleme möglich und wie überall in Großbritannien sind die Waliser sehr freundlich und überaus kommunikativ.

Verkehrsschild, Vorrang in zwei Sprachen
Verkehrsschild, zweisprachig

Walisisch kommt mit sehr wenigen Vokalen aus, wodurch es für uns unaussprechlich wird. Britische Urlauber finden das sogar verwirrend und gefährlich für den Strassenverkehr.

Kymrisch ist keltischen Ursprungs und ähnlich dem Bretonischen und Cornischen. Aber auch im Schottischen oder Manx, das auf der Isle of Man gesprochen wird, finden sich charakteristische Merkmale dieser indogermanischen Sprachfamilie.

Vor 5500 Jahren…

Pentre Ifan: Eine neolithische Grabkammer

… wurde diese Grabkammer erbaut, weltabgeschieden auf einem Hügel. 16 Tonnen wiegt der Deckstein und balanciert auf drei spitzen Steinen. Alle Felsen sind sogenannte Blausteine.

Die Steine von Stonehenge sind exakt aus dieser Gegend von Wales, das ist mittlerweile bewiesen. Allerdings ist bis heute unklar wie diese tonnenschweren Brocken 380 km weit nach Stonehenge transportiert wurden. Ein geheimnisvolles Rätsel … schön, dass es das noch gibt und wir nicht für alles Erklärungen und Lösungen parat haben.

Blausteine vom Preseli Hill

Die Hügelkette Preseli Hills ist eine prähistorisch geprägte Landschaft und nicht nur wegen der Blausteine von Stonehenge berühmt sondern auch wegen des entlang der Hügel vorbeiführenden antiken Handelsweges „Golden Road“ von Wessex nach Irland.

Leben wie die Kelten

 

Eingangstor zum keltischen Fürstenhof aus Holzstämmen
Tor zum Castell Henllys

Auf den Fundamenten der ca. 600 v. Chr. errichteten keltischen Festung haben Archäologen die noch während der Römerzeit blühende Siedlung nachgebaut. Die Rundhäuser haben einen Durchmesser von 13 m und eine Feuerstelle in der Mitte sowie abgetrennte Schlafbereiche, ziemlich komfortabel für diese Zeit.

Gehörnter Mann
Wandbemalung

An den Lehmwänden befinden sich innen keltische Malereien. Dieser Hirschmann erinnert mich spontan an den Roman „Die Nebel von Avalon“ und den sagenhaften König Artus. Kenner der Geschichte wissen an welche Stelle im Buch ich denke …

Rundhaus des keltischen Fürsten

Diese Bauweise findet man heute noch in Afrika oder Südamerika. Das Strohdach reicht fast bis zum Boden, um die Lehmwand zu schützen. Castell Henllys bedeutet übrigens Burg des Fürstenhofs.